Freitag, 17. Dezember 2010

Unsere Besten

Florian Henckel von Donnersmarck hat einen neuen Film gemacht, der jetzt in die Kinos kommt, und deshalb gibt es viele schöne Interviews in vielen Zeitungen zu lesen. Ein besonders schönes sei hier empfohlen, es stand vorige Woche im SZ-Magazin, und es dürfte, sofern man es in angemessen getragenem Ton rezitiert, auf jeder Silvesterparty der Knaller sein.
Am schönsten in diesem Interview ist eine wahre Geschichte, die der Donnersmarck-Nachfahre als Illustration für seine zuvor aufgestellt Behauptung ins Feld führt, daß es einen adeligen Ehrenkodex gibt, bzw. Dinge, die ein Donnersmarck NIE tun würde.

Protagonist dieser wahren Geschichte ist der Sohn eines Neffen eines entfernten Onkels - "aber den kannten wir gar nicht" -, den der entfernte Onkel dummerweise in sehr vorgerücktem Alter adoptierte. Und dieser Sohn des Neffen des Onkels, "dieser adoptierte Junge", hat etwas "wirklich wahnsinnig Unangenehmes" gemacht. Als Adoptivsohn hatte er auch einen Teil des Goethe-Nachlasses geerbt, der an die Familie derer von Donnersmarck gefallen war und den die Familie in eine Stiftung überführt hatte. Jaja, so macht man das in adligen Kreisen! Denn: "Ein Goethe-Erbe, das gehört einem nicht."
Dieser dahergelaufene Sohn des ohnehin schon sehr entfernten Neffen aber wagte es, 39 Goethezeichnungen aus der Stiftung auszuleihen und ins Ausland zu verkaufen!
"UNFASSBAR", ruft Henckel von Donnersmarck aus in diesem Interview!

So also benehmen sich nichtadlige Menschen! Die man eben besser nicht kennen sollte!

Nein, wir doofen Normalmenschen, wir haben sie nicht, die adlige Moral und den adligen Ehrenkodex. Wir würden doch alle - geben wir es zu - sofort, wenn wir die Gelegenheit dazu hätten, alles ins Ausland verscherbeln, was uns an nationalem Erbe in die Finger fiele.
So ist es ausgesprochen stärkend für unsere bröcklige Moral, wenn wir hin und wieder markige Donnerworte unserer Besten hören, die uns klarmachen, wie man zu handeln hat.

Erfreulich, daß der Adel, der überwiegend aus dem Raubrittertum entstand oder aus Adelsstand-Erhebungen aufgrund politischer Gefälligkeiten, im Lauf der Jahrhunderte sich zur Creme der Nation emporentwickelt hat.
Und so freut es uns auch zu lesen, daß der gute Mensch Florian Henckel von Donnersmarck auch ein besonders glücklicher Mensch ist, der von sich sagen kann: "Vielleicht hat es noch nie in der Geschichte der Menschheit (!) irgendjemand besser gehabt als ich."

Keine Kommentare: