Freitag, 28. März 2008

Chinesen, Mondphasen und Kurschatten

Vor kurzem bekam ich ein neues Hüftgelenk. Eine physische Verbesserung, die mir darüber hinaus wesentliche Erkenntnisse bescherte.

So erfuhr ich bei meinen ersten Gehversuchen im Klinikflur vom Ehemann meiner Flurnachbarin, daß diese ihre Reha in Bad Birnbach zu verbringen wünsche: "Da san die Chinesen - die san guat!"

Ferner teilte bei der Gruppengymnastik ein beständig sein operiertes Bein hin und herschwenkender Patient den anderen mit: "Ich brauch keine Reha, ich hab schon 'nen Kurschatten." Wild zum Fitsein war er entschlossen, dieser Senior, und so schwenkte und schwenkte er sein Bein, und gleich wieder arbeiten wollte er, gleich wieder Autofahren, kurzum: gleich wieder alles tun, was man auch sonst so tut. Verbote? Schonfrist? "Schmarrn! Nur wenn's an Sinn macht!"

Bemerkenswert war auch die geradezu wundersame krückenfreie Fitness eines stets lächelnden Reha-Patienten und Kiosk-Besitzers, der mit seinem Chirurgen "befreundet" war - "wir feiern unsern Geburtstag zsamm" - und der sich seinen OP-Termin mit Bedacht nach den "Mondphasen" gewählt hatte. Wenn man die nämlich nicht beachtet, kann man bei Arztbesuchen böse Überraschungen erleben! Das hatte der Kioskbesitzer am eigenen Leib erfahren, als er sich trotz der eindringlichen Warnung eines befreundeten Mondphasenexperten einer Zahnextraktion unterzog; das ging und ging nicht vorwärts, und zwar warum? Weil es "so blutete". Exakt das Problem, das der Mondphasenfreund vorausgesagt hatte!! Jawoll! Und deshalb hatte der Kioskbesitzer bei der Hüft-OP den günstigsten Mondphasen-OP-Termin genau berechnet. "Ja mei - dös haut einfach hi, schauns, i brauch koa Krückn!"

Weniger glücklich war die Physiotherapeutin, die ihm, der noch stark humpelte, das krückenfreie Gehen eigentlich untersagt hatte; aber was soll's - die Mondphasen waren halt stärker...


P.S. Ansonsten - und ganz ohne Ironie: viele nette und wenige nicht so nette Menschen in der Reha-Klinik - tapfere, optimistische, ängstliche, bekümmerte - , kluge, sympathische Ärzte und Therapeuten, und viel Zeit für Bücher, Bilder, Gespräche und Musik.