Montag, 25. Oktober 2010

Laßt uns agamben

Kürzlich las ich in einer Buchrezension (Johan Schloemann in der SZ vom 22.10.2010) das folgende Zitat:
"Die Pornographie, die ihr eigenes Phantasma als unerreichbar bewahrt und es mit derselben Geste unansehbar nahe rückt, ist die eschatologische Form der Parodie."
Dieser Satz stammt aus dem neuen Buch eines italienischen Philosophen namens Giorgio Agamben, der, wie ich der Rezension entnahm, im heutigen Kunst- und Kulturbetrieb, beispielsweise bei clownesken Wirrköpfen wie René Pollesch, äußerst beliebt ist und gern zitiert wird. Die Thesen des italienischen Philosophen mit dem schönen Namen, der wie ein rätselhaftes deutsches Verb klingt, sind eher uninteressant und letztlich Quatsch (er behauptet, daß in der modernen Demokratie in deren angeblich zentralen Bewertung der öffentlichen Meinung und des politischen Consensus das Erbe der ursprünglich religiös fundierten "Macht und Herrlichkeit" präsent ist), aber die Begriffsverwurstung, die er in dem zitierten Satz anstellt, ist doch einfach wunderbar.
Wäre es nicht ein tolles Gesellschaftsspiel, aus modischen Begriffen ähnliche Nonsens-Sätze zu bilden?
Etwa so: "Dem narrativen Bewußtsein schwindelt es immer schon vor dem Faszinosum des hermetisch versiegelten Obszönen, das den utopischen Konsens jeglicher Selbstvergewisserung stets von Neuem unterläuft." Klingt doch gut, ist aber der schiere, blanke Blödsinn - frisch von mir aus dem Handgelenk geschüttelt.
Man könnte auch einige Begriffshülsen aus Agambens Zitat nehmen und neu zusammenmixen, z.B.: "Die pornographische Geste parodiert die unerreichbare Nähe der Eschatologie und bewahrt sie als Unansehbares."

Ich schlage vor, dieses Spiel "agamben" zu nennen. Laßt uns also agamben - ich bin für entsprechende Sätze dankbar und prämiere die lustigste Einsendung mit einer Einladung zu einem Cappuccino.

1 Kommentar:

Charlotte hat gesagt…

Um das Prinzip der Nachhaltigkeit in der modernen Gesellschaft zu etablieren, müssen zunächste die Begrifflichkeiten der politischen Verantwortung sowie des unmittelbaren Bewusstseins eines demokratischen Verständnisses im Bewusstsein der mündigen Bevölkerung wachgerufen werden. Zudem muss klargestellt werden, dass keinesfalls das höchste Ziel eine unbedenkliche Meinungsäußerung ist, sondern vielmehr eine reflektierte Meinungsbildung im Sinne des Gedankens einer mündigen und unabhängigen Zivilgesellschaft.