Donnerstag, 27. September 2007

Altweibersommer am Ostersee

Ein Spätsommertag wie gemalt - gläserne Luft, die heiß ist von der Mittagssonne, herbstfarbener Wald um den idyllischen Ostersee, im Schilf hier und da ein paar Sonnenanbeter, vorzugsweise unbekleidet und vorzugsweise im Alter der herbstlichen Jahreszeit entsprechend.

Zwei fröhliche alte Männer steigen aus dem Wasser, ein bayrisch eingefärbtes Geplauder entfaltet sich - "muß man oasnutzn", "Genuß ohne Reue", "dös Wetter sull jo onders werdn" usw.; da bricht ein gebieterischer Ruf in die Idylle ein.

"Ruhe" schreit eine Dame, oder müssen wir sagen, eine Frau, denn sie liegt ganz und gar nackt im Gras, der Sonne hingegeben. Die alten Männer gucken aber nicht, und sie schweigen auch nicht, sie machen einfach weiter mit ihrem bayrischen Geplauder. "Ruhe" schreit die Frau wieder, und es klingt jetzt ganz böse.

"Do hot jemand Ruhe gerufa" teilt eine alte und übrigens stark bekleidete Frau den beiden fröhlichen Männern mit; sie schleppt ein umfängliches Gepäck auf ihrem Rücken und schaut ein bißchen aus wie die alten Hutzelweiblein aus Ubbelohdes Grimms-Märchen-Illustrationen.

Ja freili, sagen die Männer und sind einfach nicht still. Jetzt ruft die Nackte nicht noch einmal in die Landschaft. Verbittert liegt sie in der Sonne, ihr Karma oder was immer sie gerade hegte ist zerstört, und wir fragen uns, welches Wort sie so in Rage brachte.

War es das flache Gerede vom "Genuß", das ihr Einswerden mit der Schöpfung verhinderte? Oder gar das Wörtlein "Reue"?

Und die Sonne scheint weiterhin auf Nackte und Nichtnackte, auf Alte und Junge, auf gutgelaunte Mücken und Bremsen, die reichlich Nahrung finden, auf Schilf, auf glitzerndes Wasser, auf Herbstlaub und im zarten Dunst verschwimmende ferne blaue Berggipfel.

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