Gestern wagte Julia Voss in der FAZ einen kritischen Artikel
über einen Großfürsten der deutschen Gegenwartsmalerei, Georg Baselitz (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/das-phaenomen-georg-baselitz-am-ende-der-schlachten-12189033.html).
Sie zeigte mit großer Genauigkeit und Schärfe, dass Baselitz seine Stilisierung
als Außenseiter von Anfang an mit List und Geschäftssinn aufgebaut und sich
zugleich sehr komfortabel im Kunstestablishment eingerichtet hat.
Julia Voss unterließ es allerdings, nach dem künstlerischen
Wert der Werke zu fragen bzw. ihn in
Frage zu stellen, vielleicht wohlweislich, da dies dann eben doch zu viel des
Kratzens an der bislang unhinterfragten Bedeutung dieses Malers wäre, zumal es
unter den betuchteren Lesern der F.A.Z. mit Sicherheit einige geben dürfte, die
einen Baselitz über dem Sofa oder als Leihgabe in einem Museum hängen haben.
Ich meine allerdings, dass es höchste Zeit wäre,
nachzuprüfen, was denn nun eigentlich so bemerkenswert sein soll an den
Gemälden von Georg Baselitz, alias Hans-Georg Kern, geboren in Deutschbaselitz
in der Oberlausitz.
Das Erkennungsmerkmal von Baselitz ist allgemein bekannt: Er
dreht seine gegenständlichen Bilder auf den Kopf. Er selbst hat einmal dazu
bemerkt, dass ihm dies erlaube, weiterhin das zu malen, was ansonsten „verboten“
sei. Mit anderen Worten, er „darf“ weiterhin gegenständlich malen, weil der
Gegenstand bei ihm durch das Auf-den-Kopf-Stellen des Bildes angeblich
verfremdet wird, bzw. die sogenannten Sehgewohnheiten des Betrachters irritiert
werden. Julia Voss zitiert in diesem Zusammenhang eine Äußerung von Werner Hofmann
(ehemaliger Hamburger Kunsthallendirektor), der Baselitz’ Kunstgriff mit Kandinskys
Entdeckung der abstrakten Kunst vergleicht.
Es ist aber ein fundamentaler Unterschied, ob man, wie Kandinsky,
entdeckt, dass ein Bild ohne den Gegenstand eigene ästhetische Qualitäten hat,
die, von den Vorprägungen und Konnotationen des Gegenstands befreit, ein
künstlerisches Eigenleben entwickeln, oder ob man wie Baselitz den Gegenstand
beibehält und einfach nur dadurch verfremdet, dass man ihn auf den Kopf stellt.
Durch diesen Trick entsteht nämlich keineswegs eine neue ästhetische Qualität;
vielmehr bleibt ja der Gegenstand als solcher erhalten und erkennbar und
verhindert, dass das Bild unabhängig von ihm als abstraktes Gefüge mit einer
eigenen Struktur erscheint.
Das ursprünglich eventuell sogar mit „malerischem Auge“
konzipierte Gemälde wird durch den billigen Gag des Auf-den-Kopf-Stellens
verhöhnt und zerstört, es wird aber nichts Neues an seine Stelle gesetzt. Werner
Hofmanns Vergleich mit Kandinsky, der seine abstrakten Gemälden sehr bewußt und
genau komponierte, hinkt also ganz gewaltig und ist im übrigen eine Beleidigung
von Kandinskys großartiger Begabung.
Immerhin würde ich Baselitz zwar zubilligen, dass er seine
Bilder, bevor er sie auf den Kopf dreht – denn das muss er ja nun einmal, es
ist sein Markenzeichen – mit einer gewissen Lust am Malen und einiger Verve
auf die Leinwand streicht; der Stil
seiner Malerei muss indessen allen Betrachtern, die den deutschen Expressionismus von Lovis
Corinth bis Beckmann und Kokoschka kennen, alles andere als originell erscheinen.
Hinzu kommt die ermüdende Einfallslosigkeit und Eintönigkeit
von Baselitz’ Kunst. Über Jahre und Jahrzehnte malt er nun schon immer das
Gleiche – hässliche Männer mit riesigem Phallus, hässliche nackte Frauen,
hässliche Köpfe, immer mal wieder in etwas anderen Farben und Formaten, aber
immer mit dem gleichen rohen Farbauftrag und der zur Pose verkommenen
Spontaneität eines in die Jahre
gekommenen spätexpressionistischen Epigonen.
Nur am Rande sei noch bemerkt, dass dieser höchst durchschnittliche Großfürst der
Gegenwartskunst sonnig behauptet, Frauen malten nunmal nicht so gut, dass sei
ein "Fakt".
2 Kommentare:
Erkenne ich einen "Neidfaktor" aus der unverständlichen Kritik?
Wer nichts wird,wird Kritiker.
Georg Baselitz ist neben Gerhard Richter einer unserer derzeit größten Künstler,auf die wir stolz sein können.
Nicht Baselitz sollte sich verändern,sondern unsere
Journalisten.
Baselitz ist nicht ein begnadeter Künstler .
Ich werde mir erst Recht jetzt einen Baselitz kaufen.
D.Gerritzmann
Erkenne ich einen "Neidfaktor" aus der unverständlichen Kritik?
Wer nichts wird,wird Kritiker.
Georg Baselitz ist neben Gerhard Richter einer unserer derzeit größten Künstler,auf die wir stolz sein können.
Nicht Baselitz sollte sich verändern,sondern unsere
Journalisten.
Baselitz ist ein begnadeter Künstler auf unser Land stolz sein sollten,anstatt aus Neid heraus zu diffamieren.Der Artikel ist keineswegs kritisch, sondern schlichtweg inkompetent und von reiner Neid begleitet.
Ich werde mir erst Recht jetzt einen Baselitz kaufen
und stolz sein,ein Bild eines solch großen deutschen Malers zu besitzen.
D.Gerritzmann
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