Donnerstag, 1. Mai 2008

Ach, ihr armen Frauen

Sie können einem leid tun, die schrillen Frauen, die seit Charlotte Roches Bestseller "Feuchtgebiete" sich gegenseitig übertönen und nicht müde werden zu beteuern, wie selbstbestimmt und frei sie sind, wie schön sie es finden ins "Puff" oder Peepshows zu gehen, wie sehr sie sexuelle Erniedrigung genießen, usw. usf.
Da wuseln sie alle herum, betrachten ihre Genitalien und merken nicht, was sie längst verloren oder nie besessen haben.

Und ich lese ein Gedicht von Theodor Storm, das nicht von der Sexualität, sondern von der Liebe handelt und von der vergehenden Zeit, in der - trotz aller Unwiederbringlichkeit - die Liebe Bestand hat:

Gedenkst du noch, wenn in der Frühlingsnacht
Aus unserm Kammerfenster wir hernieder
Zum Garten schauten, wo geheimnisvoll
Im Dunkel dufteten Jasmin und Flieder?
Der Sternenhimmel über uns so weit,
Und du so jung; - unmerklich geht die Zeit.

Wie still die Luft! Des Regenpfeifers Schrei
Scholl klar herüber von dem Meeresstrande;
Und über unsrer Bäume Wipfel sahn
Wir schweigend in die dämmerigen Lande.
Nun wird es wieder Frühling um uns her;
Nur eine Heimat haben wir nicht mehr.

Nun horch ich oft, schlaflos in tiefer Nacht,
Ob nicht der Wind zur Rückfahrt möge wehen.
Wer in der Heimat erst sein Haus gebaut,
Der sollte nicht mehr in die Fremde gehen!
Nach drüben ist sein Auge stets gewandt;
Doch eines blieb - wir gehen Hand in Hand.

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